Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
dieses Leitbild ist das Ergebnis einer intensiven, ideenreichen und konstruktiven Arbeit von engagierten Bewohnern unserer Gemeinde. Deshalb haben wir uns in mehreren Sitzungen mit dem Text befasst und schließlich am 02. September 2008 unsere Zustimmung zur Veröffentlichung in der vorgestellten Form gegeben. Von Dezember 2006 bis August 2008 haben sich Junge und Ältere, Frauen und Männer, hier geborene und neu zugezogene Mettener in vier Arbeitskreisen (Kultur und Bildung, Ökologie, Wirtschaft sowie Solidarität) darüber Gedanken gemacht, wo unsere Stärken, im Besonderen aber unsere Schwächen in einzelnen Bereichen liegen. Von diesem Kenntnisstand ausgehend, entwickelte sich eine Vielzahl von zukunftsweisenden Ideen, die es weiter zu verfolgen und gegebenenfalls auch umzusetzen gilt. Negative beziehungsweise störende Faktoren sollten - soweit möglich - behoben oder zumindest abgeschwächt werden. Die erarbeiteten Leitgedanken können den kommunalen Mandatsträgern bei der Entscheidungsfindung helfen, indem sie als Anregung für viele kleine, eventuell auch große Schritte in eine sichere Zukunft dienen.
Es soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass es sich bei den zusammengetragenen Ideen um einen zeitlich unbegrenzt relevanten, festen "Kanon" handelt. Denn nichts ist endgültig, die Rahmenbedingungen und somit auch die Strukturen in der Gemeinde Metten sind einem permanenten Wandel unterworfen. Im Zuge dieser Dynamik muss auch unser Leitbild langfristig weiterentwickelt werden. Damit dieser Prozess nicht ins Stocken gerät, ist es wichtig, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger daran beteiligten.
All denjenigen, die ihr Engagement in der arbeitsaufwendigen Anfangsphase mit eingebracht haben, möchten wir von Herzen danken.
Der Marktgemeinderat
Kloster und Markt - Miteinander leben - auf dem Fundament der Geschichte
Metten geht auf die um 766 gegründete Benediktinerabtei St. Michael zurück. Die Aufgabe des Klosters war die Rodung sowie die Kolonisation im Bayerischen Wald und in der Ostmark. Im 10. Jahrhundert erlosch das Kloster und wurde später durch ein weltliches Kanonikerstift ersetzt.
Wiederansiedelung von Mönchen, Brände, sowie die Herausbildung einer bedeutenden Schreib- und Malschule kennzeichneten die wechselhafte Geschichte des Klosters.
Nach dem 30jährigen Krieg wurden die Kirche, der Festsaal und vor allem die Bibliothek barock umgestaltet. Der Leitspruch der Benediktiner "Ora et labora et lege" - bet´ und arbeit´ und lies´ - kam dabei prächtigst zur Entfaltung. Noch heute ist die unvergleichliche Bibliothek ein Besuchermagnet.
1803 fiel das Kloster der Säkularisation zum Opfer. 1830 wurde es von König Ludwig I. als erstes Benediktinerstift in Bayern wiedererrichtet und mit Seelsorge, Erziehung und Wissenschaft betraut.
Direkt an die Klosterkirche angrenzend entstand 2007 ein barocker Prälatengarten mit einer der weltweit nur drei Benediktsäulen des Künstlers Josef Michael Neustifter (Eggenfelden). Sie ist ein Geschenk der Bramenkamp-Stiftung (Landau a. d. Isar). Heute ist Metten u.a. Ausgangspunkt für den Pilgerweg Via Nova.
Mehr als ein Jahrtausend war das Kloster der Siedlungskern und das kulturelle Zentrum Mettens. Daneben entwickelte sich das "weltliche Metten". Zwischen 1858 und 1939 lag die Einwohnerzahl unter 2000. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl, bedingt durch Vertriebene und Flüchtlinge, sprunghaft auf bis zu 3400.
Der Markt Metten, mit heute gut 4500 Einwohnern wird im nördlichen Bereich von den Hängen der Vorberge des Bayrischen Waldes, im Süden von der Donau begrenzt, wobei das Poldergebiet eine bauliche Ausdehnung entlang des Flusslaufes weitestgehend ausschließt. Zum Ortsteil Berg mit seiner Kirche aus dem 13. Jh. besteht - landschaftlich bedingt - eine gewisse räumliche Trennung, ebenso wie zu den Siedlungsgebieten Zeitldorf, Mettenbuch, Schalterbach und Uttobrunn.
Verkehrstechnisch ist die Marktgemeinde gut an die Autobahnen A3 und A 92 angebunden. Schnell erreichbar sind der Bahnhof in Plattling (ICE-Haltepunkt) und der Flughafen München. Metten verfügt über eine gute Infrastruktur: Die alltägliche Grundversorgung ist gewährleistet, Ärzte, Apotheken und Sporteinrichtungen sind in ausreichender Anzahl vor-handen. Die Nähe zu Deggendorf erweitert die Versorgungsmöglichkeiten enorm.
Lobenswert ist die aktive Arbeit der mehr als zwei Dutzend Vereine, wobei das von diesen gemeinsam durchgeführte und umfangreiche Ferienangebot für Kinder hervorzuheben ist.
Kultur und Bildung - Miteinander leben - mit Freude und AnspruchKultur ist das Rückgrat jeglicher Zivilisation. Die Vielfalt der menschlichen Kultur bestimmt uns mehr, als wir bewusst wahrnehmen.
Kulturprojekte sind die beste Investition für alle Generationen, denn ohne sie reduziert sich das Gemeindeleben nahe einer Kreisstadt im Laufe der Zeit aufs reine Wohnen. Die kulturellen Bedürfnisse würden dann außerhalb des Marktes gestillt.
Bildung und Kultur sind Grundvoraussetzungen, damit wir in der Lage sind, uns mit ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Entwicklungsfragen, mit dem Ziel nachhaltiger Lösungen, auseinander zu setzen. Sie sind auch unabdingbar für das Entstehen eines ethischen Bewusstseins und fördern damit u.a. gewaltfreies Verhalten. So können sich leistungsbereite und verantwortungsbewusste Mitbürger mit Toleranz und Selbstbewusstsein entwickeln.
Wünschenswert wäre ein Ort zum Verweilen für Jung und Alt in einem Gemeindezentrum oder Bürgerhaus, ebenso der Aufbau eines kleinen Museums. Erfahrungsgemäß befinden sich im Besitz vieler Bürger beachtenswerte Exponate, die als Leihgaben oder Schenkungen den Grundstock für ein Museum bilden könnten.
Die Gemeinde soll sich weiter dafür einsetzen, dass die Bildungsangebote und das differenzierte Schulwesen am Ort erhalten bleiben.
Es ist darauf zu achten, dass den Kindergartenkindern Wahlmöglichkeiten unterschiedlicher pädagogischer Konzepte angeboten werden.
Vorhandene und neue Plätze für Sport und Spiel sind so zu gestalten, dass sie von der Bevölkerung gerne angenommen werden.
Unsere Märkte und Feste sollen weiterentwickelt und an die sich wandelnden Bedürfnisse angepasst werden.
Ökologie - Miteinander leben - Mensch und Natur im Einklang
Ein ausgewogenes Zusammenspiel von Mensch und Natur ist der Kerngedanke der Ökologie.
Ziele ökologisch orientierten Handelns sollen in unserer Gemeinde sein:Die vorhandenen Energieressourcen und Bodenschätze weitgehend zu erhalten Flora und Fauna zu schützen.
Der energetischen Gebäudesanierung einen größeren Stellenwert einzuräumen Aktionen unterstützen, die das Verkehrsaufkammen durch PKWs reduzieren, um so das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren zu fördern.
Baubewerbern und Bauherrn ein umwelt- und energiegerechtes Bauen zu erleichtern.
Den Hochwasserschutz zu gewährleisten.
In Zeiten überproportional steigender Energiepreise können und müssen die Kommunen, also auch unsere Gemeinde, versuchen die damit verbundenen Ausgaben so gering wie möglich zu halten, um so andereBereiche ausreichend finanzieren zu können.
Solidarität - Miteinander leben - integriert, solidarisch und weltoffen
Im Ort und in der Welt
Das Zusammenleben in einer Gemeinde ist letztlich erst im gelungenen Miteinander lebenswert. Das "Gelingen" stellt sich jedoch nicht von selbst ein, es muss aktiv gestaltet werden. Das Miteinander betrifft uns alle, Nachbarn wie Fremde, Alteingesessene wie Neubürger, Deutsche wie Ausländer, Junge wie Alte, Frauen wie Männer, Arme wie Reiche.
Neubürger sind uns jederzeit herzlich willkommen. Dies wollen wir durch einen jährlich stattfindenden offiziellen Empfang dokumentieren.
Neuankommenden, aber auch bereits bei uns wohnenden ausländischen Mitbürgern wollen wir helfen, sich zu integrieren. Damit auch Jung und Alt in der Gemeinde gut miteinander auskommen, wollen wir hierzu geeignete Maßnahmen unterstützen und initiieren.
Behinderte Menschen sind erfreulicherweise bereits ein fester und integrierter Bestandteil unserer Gemeinde. Damit dies so bleibt, wollen wir sensibel und offen bleiben für entsprechende Begegnungen die das Miteinander erhalten und stärken.
Weltoffenheit heißt, sich zunächst seiner eigenen Kultur zu vergewissern, dann aber offen zu sein für Trends der globalen Entwicklung und sich bewusst auf Neues einzulassen. Wir wollen deshalb die bestehende Gemeinde-Partnerschaft mit Rossatz-Arnsdorf pflegen und ausbauen. Um weitere Partnerschaften wollen wir uns bemühen.
Netzwerk Nachbarschaftshilfe
Angesichts der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung, insbesondere der des ländlichen Raumes, liegt unsere Chance zur Sicherung und Verbesserung der Lebensqualität in einem geregelten Wachstum der Einwohnerzahl. Unabhängig davon wird der Anteil alter und betreuungsbedürftiger Menschen in Metten zunehmen. Nicht alle alten Menschen können jedoch auf familiäre Hilfe oder auf Unterstützung aus der direkten Nachbarschaft zurückgreifen. Es ist leider nicht davon auszugehen, dass die Gemeinde ihre sozialen Dienste in einem nennenswerten Umfang ausbauen kann. Eine Kommerzialisierung von Hilfsdiensten ist auch keine umfassende Lösung, da die Rentenentwicklung kein Garant dafür ist, dass der ärmer werdende Teil der Bürger und Bürgerinnen im notwendigen Umfang Dienstleistungen in Anspruch nehmen und bezahlen kann.
Wirtschaft - Miteinander leben - Wohlstand sichern durch Dynamik
Gewerbe und Arbeit
Die dynamische Weiterentwicklung des Marktes erfordert die kontinuierliche Neuansiedlung von Gewerbe ggf. in einem gemeinsamen Planungsverbund mit Nachbargemeinden. Für den Bereich Metten sollte für die Anwerbung und Ansiedlung von Gewerbe gelten, dass es sich um emissionsarme Betriebe mit geringem Verkehrsaufkommen handelt, die strukturell und optisch zum gewachsenen Umfeld passen.
Der Einzelhandel im Bereich der Vollsortimenter soll in jedem Fall erhalten bleiben. Die Direktvermarktungsmöglichkeiten für Produkte aus der umliegenden Landwirtschaft sollen gefördert werden.
Tourismus
Für Metten bestehen auf dem Gebiet des Tourismus und Fremdenverkehrs Erfolg versprechende Möglichkeiten zu expandieren. Hierbei ist in erster Linie an einen gehobenen und "sanften Tourismus" gedacht. Für die Aus- und laufende Überarbeitung eines touristischen Gesamtkonzepts sollte mit dem Fachbereich der Hochschule Deggendorf zusammengearbeitet werden.
Wohnen
Wohnen muss auch weiterhin bezahlbar bleiben. Beim Stichwort "Bauen" sollte aber nicht nur an Neubaugebiete gedacht werden, sondern ebenso an Renovierung und Sanierung bestehender Bausubstanz unter Beachtung ökologischer Standards.
Verkehr und Infrastruktur
Neben allen Aspekten der Nahversorgung für die Bevölkerung ist die möglichst optimale Infrastruktur einer Gemeinde von großer Wichtigkeit. Im Zuge der angestrebten, dynamischen Weiterentwicklung betrifft dies in erster Linie die Ver- und Entsorgungssysteme sowie das Verkehrsnetz.
Hierfür benötigt Metten eine umfassende Verkehrsleitplanung, welche leistungsmäßig auch schon spätere Baugebiete mit einschließt. Daneben darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass den Bewohnern nur absolut unabwendbare Belastungen hinsichtlich Lärm etc. zugemutet werden dürfen.
Im Rahmen eines qualitativen Wachstums unter effizienter und ökologisch vertretbarer Nutzung aller Ressourcen sollten immer auch das Potenzial, Know-how und die Erfahrung der Bürgerinnen und Bürger mit einfließen, ebenso die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, um eine zukunftsorientierte Fortentwicklung der Gemeinde und damit die optimale Lebensgestaltung aller hier lebenden Menschen zu gewährleisten.